Cursillo Audio Botschaft zum 4. Mai 2025
Liebe Freundinnen und Freunde der Cursillo Audio Botschaften.
Mein Name ist Sepp Vilsmeier und obwohl die Osterzeit bereits vorbei ist, möchte ich mich heute mit dem Evangelium vom Gründonnerstag nach Johannes 13, 1 ff beschäftigen. Diese Stelle war unsere Schriftlesung bei der Ultreya in Kolbermoor am16. April. Der Austausch war so rege und die „Ernte“ so gut, dass ich mich entschlossen habe diese Stelle nochmals mit einem Podcast zu verbinden. Mit dem Tod von Papst Franziskus hat diese Stelle nochmals an Aktualität gewonnen, da seine Fußwaschungen für Gefängnisinsassen fester Bestandteil seiner Liturgie der Osterfeiertage waren.
Da der Text ziemlich lang ist, habe ich ihn für mein Anliegen etwas gekürzt.
Joh 13,2-20 Die Fußwaschung – Jesus dient seinen Jüngern (nach Kammermayer)
2 An diesem Abend war Jesus zusammen mit seinen Jüngern beim Abendessen. …… 3 Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alle Macht übergeben und ihn zum Herrn der Welt bestellt hatte. Er wusste auch, dass er von Gott gekommen war und bald wieder zu Gott zurückkehren würde. 4 Da stand er vom Tisch auf, legte sein Obergewand ab und band sich ein Tuch aus Leinen um. 5 Er goss Wasser in eine Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen.
6Als er zu Simon Petrus kam, wehrte dieser ab: “Herr, wie kommst du dazu, mir die Füße zu waschen?” 7 Jesus antwortete ihm: “Das verstehst du jetzt noch nicht. Aber später wirst du es verstehen.” 8 Doch Petrus blieb dabei: “Niemals sollst du mir die Füße waschen!” Worauf ihm Jesus erwiderte: “Wenn ich dir nicht die Füße wasche, gehörst du nicht zu mir.” 9 Da rief Petrus: “Herr, dann wasch mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Gesicht!” 10 Jesus antwortete: “Wer an mich glaubt, gehört zu mir und ist schon rein. Wer zu mir gehört, muss aber auch zum Dienst der Fußwaschung bereit sein. An diesem Zeichen wird man meine Jünger erkennen. ……
12 Nachdem Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, zog er sein Obergewand wieder an, kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück und fragte seine Jünger: “Versteht ihr, was ich eben getan habe? 13 Ihr nennt mich Meister und Herr. Und ihr habt recht, denn ich bin es. 14 Ich bin euer Meister und Herr, und doch habe ich euch soeben die Füße gewaschen. So sollt auch ihr einander die Füße waschen. 15 Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso! 16 Vergesst das nicht. ……. Ich bin der, an dem sich alles entscheidet. 20 Ich versichere euch: Wer mich aufnimmt, der nimmt auch den Vater auf, der mich gesandt hat, und wer einen Menschen aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich selber auf.”
Fällt euch etwas auf? Im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas stellt der Evangelist Johannes am Anfang des Textes fest, dass Jesus mit seinen Jüngern beim Abendessen zusammen war und man findet in unserem Text keine Einsetzung des Abendmahls. Die synoptischen Evangelien werden zwischen 50 und 70 n. C. datiert, das Johannes Evangelium auf das Jahr 90. Anscheinend war für Johannes das zentrale Thema die Fußwaschung, für ihn wichtiger als die Einsetzung der Eucharistie. In der Apostelgeschichte, welche auf den Anfang der 60iger Jahre datiert wird, wird davon berichtet, dass sich die ersten Christen zum Brechen des Brotes versammelt haben. Von der Fürsorge der Mitglieder der Urgemeinde untereinander ist auch oft die Rede.
Johannes setzt ca. 30 Jahre später einen ganz anderen Schwerpunkt. Jesus legt sein Obergewand ab und ohne weitere Erklärung beginnt er seinen Jüngern die Füße zu waschen. Die Fußwaschung war ein normaler Vorgang, wenn zu einem Abendessen eingeladen wurde, da die Füße immer staubig und dreckig waren. Das war jedoch üblicherweise die Arbeit von Sklaven und Dienern. Daher ist es sehr verständlich, dass Petrus es vehement ablehnt, dass Jesus ihm die Füße wäscht. Jesus ihm sagt deutlich, dass Petrus nicht zu Jesus gehören kann, wenn er ihm nicht die Füße wäscht. Später sagt Jesus eindrücklich: “Wer an mich glaubt, gehört zu mir und ist schon rein. Wer zu mir gehört, muss aber auch zum Dienst der Fußwaschung bereit sein. An diesem Zeichen wird man meine Jünger erkennen.“
Das Zeichen der Christen ist für Johannes also nicht, dass sich diese zum Brotbrechen treffen, sondern dass sie bereit sind einander die Füße zu waschen. Dieser Gedanke spielt auch heute eher eine untergeordnete Rolle. Ich kann mich erinnern, dass während der Corona Pandemie es in einigen Pfarreien das wichtigste war, dass die Eucharistie gefeiert wurde, auch wenn der Priester einsam und allein am Altar stand. Was würde eine Umfrage ergeben, wenn beliebige Leute auf der Straße danach gefragt würden, was das wichtigste Merkmal für einen Christen ist. Ich glaube nicht, dass viele Antworten die Fußwaschung nennen würden. Was würdet ihr als Antwort geben. Ich würde vermutlich sagen, dass Jesus Christus für mein Leben wesentlich ist und ich ihm versuche nachzufolgen.
Das hört sich ganz passabel an, ist sicherlich für mich richtig, aber eben doch ein bisschen dünn. Fußwaschung, auch im übertragenen Sinn, das ist für mein Christsein kein zentrales Verhaltensmuster. Das passiert schon ab und zu, aber im Sinne des Evangeliums nach Johannes zu wenig. Später im Text sagt Jesus zu seinen Jüngern: “Versteht ihr, was ich eben getan habe? 13 Ihr nennt mich Meister und Herr. Und ihr habt recht, denn ich bin es. 14 Ich bin euer Meister und Herr, und doch habe ich euch soeben die Füße gewaschen. So sollt auch ihr einander die Füße waschen. 15 Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso! 16 Vergesst das nicht.”
Ich befürchte, dass die Jünger ebenso wenig verstanden haben was Jesus getan hat, wie wir es heute verstehen und umsetzen. In welcher Welt würden wir leben, wenn die Würdenträger der Kirche, die Vorstände von Unternehmen, Vorgesetzte aller Kategorien ab und zu so handeln würden, wie Jesus es von uns erwartet. Er sagt ja: „Vergesst dass nicht!“
Die Welt würde eine andere werden. Leider ist es weit verbreitet, dass wir einander die Köpfe heftig waschen und uns nicht niederknien um uns die Füße zu waschen. Für mich ist dieses Evangelium eine große Herausforderung, weil es so gar nicht in meine und die üblichen gesellschaftlichen Verhaltensweisen passt. So etwas kann doch nicht funktionieren würde die große Mehrheit der Gesellschaft und auch der Christen sagen. Verlangt Jesus also etwas unmögliches von uns? Natürlich geht es nicht um das Füße waschen im wortwörtlichen Sinne. In der Apostelgeschichte war ein Merkmal der Urgemeinde, dass sie in Liebe füreinander sorgten. Wenn ich daran denke, dass über viele Jahrhunderte die sonntägliche Eucharistiefeier der Kern, das ultimative Heiligtum der katholischen Praxis war, dann wäre es angebracht das Füße waschen mehr zu praktizieren. Nicht umsonst haben Mutter Theresa und Franz von Assisi so viele Follower. Sie haben, wie viele andere Vorbilder, das Wort Jesu von der Fußwaschung gelebt.
Zum Schluss weise ich euch auf den letzten Absatz unserer Lesung hin: „Ich bin der, an dem sich alles entscheidet. 20 Ich versichere euch: Wer mich aufnimmt, der nimmt auch den Vater auf, der mich gesandt hat, und wer einen Menschen aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich selber auf.” Diese Worte Jesus sind klar und eindeutig. Sie benötigen keine weitere Auslegung und sprechen für sich.
Damit bedanke ich mich für euer zuhören und euer Interesse. Schaut bitte regelmäßig auf unsere Home Page und unser Instagram Angebot. Empfehlen kann ich euch den Cursillo weiter geht’s vom 1. – 3. August in Armstorf. Beten wir in diesen Tagen besonders für einen guten Nachfolger von Papst Franziskus.
Zum Abschluss lade ich euch ein das Lied Nr. 9 aus unserem Liederbuch mitzusingen.
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